Bedarf: Was brauchen wir und was wollen wir?

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Über den Bedarf lässt sich umfassend philosophieren und diskutieren. Speziell heute ist ein sensibles Bewusstsein für den menschlichen Bedarf äußerst wichtig, vor allem wenn es darum geht mit den Ressourcen und Mutter Natur harmonisch umzugehen. In diesem Artikel geht es weniger darum, die offizielle, ökonomische und wissenschaftliche Definition von Bedarf zu erklären, sondern vielmehr darum, die Unterschiede zwischen „fiktivem“ und realen Bedarf aus ökologischer Sicht in den Fokus zu stellen.

Offizielle Definitionen von Bedarf

Die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung erklärt den Bedarf des Menschen wie folgt:

„Teil der Bedürfnisse, den der Mensch mit seinen finanziellen Mitteln (Kaufkraft) befriedigen kann. Ein Bedürfnis wird zum Bedarf durch den Entschluss und die Fähigkeit, die Mittel zu seiner Befriedigung (z. B. Güter, Dienstleistungen) am Markt nachzufragen. Der Bedarf eines privaten Haushalts an Lebensmitteln ist z. B. Teil der Nachfrage am Markt nach Lebensmitteln.“

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Abbildung: Screenshot https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/18797/bedarf/ 24. April 2023

Demnach wird der Begriff „Bedarf“ als etwas bezeichnet, was den Menschen befriedigen kann. Von einer Notwendigkeit wird hier nicht gesprochen. Auch die ausführliche Definition von Bedarf, Bedürfnis und Nachfrage von studyflix bezieht sich im Wesentlichen auf Bedürfnisse, keine Notwendigkeiten. So gilt per Definition die Formel: Bedürfnis + Kaufwille = Bedarf. In diesem Artikel ist durchaus auch die Rede von primären und sekundären Bedürfnissen. Zu den primären Bedürfnissen zählen unter anderem auch Nahrung und Trinken, welche den Existenzbedürfnissen zugeordnet werden.

Diese Existenzbedürfnisse werden so interpretiert, dass sie für unser Leben auf jeden Fall erforderlich sind. Was in dieser Definition fehlt, ist der quantitative Aspekt der Menge. Wie viel Existenzbedürfnis ist erforderlich, um den überlebenswichtigen (nenen wir es: realen) Bedarf zu decken? In diesem Gedankenspiel ist die Unermesslichkeit des Menschen tief verwurzelt.

Definition von "realem Bedarf"

Unsere Definition des Begriffes „realer Bedarf“ bezieht sich auf den tatsächlichen Bedarf einer Person oder einer Gruppe von Personen. Dieser Bedarf wird anhand von objektiven Kriterien bestimmt, die auf den individuellen oder kollektiven Bedürfnissen und absoluten Erfordernissen basieren.

Im Gegensatz zum „gefühlten Bedarf“ oder zum „wahrgenommenen Bedarf“ berücksichtigt der reale Bedarf Faktoren wie die tatsächliche Anzahl von Personen, die Bedürfnisse und Anforderungen der Gruppe sowie die verfügbaren Ressourcen und Möglichkeiten, um diese Bedürfnisse zu erfüllen.

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Abbildung: Ein langes Supermarkt-Regal mit Weinflaschen und Spirituosen - Sinnbild für ein verzerrtes Bild vom Bedarf einer vermeintlich "kranken" Gesellschaft, die ihr Bedürfnis in Alkohol ertränken muss.

Bedarf: Masse statt Klasse

Wenn wir auf unsere Umwelt, unseren ressourcenverschwendenen Lebensstil, unsere Maßlosigkeit und unser Hirngespinst von wirtschaftlichem Wachstum, blicken und das Thema „Bedarf“ als Variable in die Gleichung miteinbeziehen, werden wir zweifelsohne feststellen, dass unser gefühlter Bedarf an materiellen Gütern den realen Bedarf um Lichtjahre übersteigt. Der Mensch muss lernen sich zu mäßigen um letztendlich einen höheren Lebensstandard mit einer sicheren Zukunft genießen zu können.

Wann ist Weniger doch Mehr?

Haben Sie das auch schon einmal erlebt, dass wenn Sie zum Beispiel Ihren Wohnort wechseln und beim Umsiedeln die Erkenntnis erlangen, dass Sie extrem viele Dinge eigentlich gar nicht brauchen. Der Keller ist gefüllt mit lauter Dingen, die Sie seit Jahren nicht mehr gesehen oder verwendet haben. Im Kleiderschrank verstauben zahlreiche Kleidungsstücke, von denen Sie gar nicht mehr wussten, dass Sie diese noch haben. Das Umsiedeln wird an dieser Stelle manchmal sogar zur Qual, wenn wir uns entscheiden müssen, von was wir uns trennen und was wir uns behalten wollen.

Es gibt Menschen, die können sich von Nichts trennen. Sie sind emotional so an ihre Dinge gebunden, dass es schon fast wehtut, ohne diese Dinge auskommen zu müssen – auch wenn es um Dinge geht, die man eigentlich schon seit Ewigkeiten nicht mehr verwendet hat. Da stellt sich die Frage, ob es klug war, sich diese Dinge überhaupt anzuschaffen. Mit realem Bedarf hat das auf jeden Fall nichts mehr zu tun.

Sich von Dingen zu trennen kann  richtig befreiend sein

Wenn wir einmal so richtig „ausmisten“ (was eine ansich schon für die Umwelt untragbare Aktivität ist), dann erleben wir auch immer wieder so eine Art „Befreiungsgefühl“. Endlich ist der ganze alte Schrott weg und hinter uns die Sinnflut. Was mit dem „Schrott“ passiert, nach dem wir ihn weggeworfen haben, interessiert uns herzlich wenig und so lebt der Mensch verantwortungs- und gedankenlos weiter vor sich hin und deckt wieder neuen „Bedarf“, den er zu einem guten Teil irgendwann wieder einmal auf den Schrottplatz fährt, um sich davon zu befreien. Ein Hamsterrad, möchte man meinen …

Fazit

Wenn wir schon mal damit konfrontiert waren, uns von materiellen Altlasten zu befreien, dann sollten wir auch so ehrlich sein und vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen mit in unsere Zukunft zu nehmen um vielleicht sogar eine Lektion daraus lernen. Die Lektion daraus könnte lauten:

„Ich decke meinen Bedarf hauptsächlich mit Dingen, die ich wirklich brauche.“

Dann wird es uns vielleicht in Zukunft nicht so schwer fallen, uns von Altlasten zu befreien oder aber erst gar nicht belastend wirken. Die Belastungseinsparung bezieht sich auf viele Bereiche, wie die Natur und Umwelt.

Was sagt die Wirtschaft dazu?

Diese Frage können Sie sich am besten selbst beantworten …