Trinkwasser in Österreich – Wassernutzungsrechte und das Geschäft mit dem Wasser

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Ein Thema, welches Addendum.org in Bezug auf die Wasserprivatisierung in Österreich bereits im Mai 2019 behandelt hat und in einem YouTube-Video im Juni 2019 aufklärte, wurde nun am 14. September 2022 vom ORF (Ausstrahlung: Dok 1 mit Lisa Gadenstätter um 20:15 Uhr) mit mehr als 3-jähriger Verspätung in einer 45 minütigen Dokumentation aufgearbeitet. Grund dafür scheint die nicht mehr zu übersehende „Wassernot“ in Österreich zu sein. Der Begriff „Wassernot“ scheint nun aktuell noch für viele ÖsterreicherInnen in diesem Zusammenhang als übertrieben, jedoch sind die Anzeichen für eine schwindende Tendenz unserer Wasserressourcen nicht wegzudiskutieren.

Anzeichen für ein schleichendes Wasserressourcen-Problem in Österreich

Die Vorboten jener Befürchtung, dass es um unser heimisches Wasser künftig nicht so „prickelnd“ aussieht, sind speziell im Osten von Österreich zu erkennen. Ein historischer Wassertiefststand des Neusiedlersees, die Austrocknung des Zicksees, fast leere Baggerseen in Wiener Neustadt, usw .. zeigen, dass wir in Österreich möglicherweise mit einem künftigen massiven Grundwasser-Problem zu kämpfen haben.

Zudem sind die Anzeichen bereits seit mindestens schon 5 Jahren bei unseren deutschen Nachbarn auch deutlich sichtbar. Aber nicht nur in Deutschland bilden sich stetig zunehmend wasserarme Regionen mit gravierenden ökologischen, ökonomischen und gesundheitsrelevanten Folgen. Das Thema ist ein globales Thema, welches speziell auch im Westen von Amerika – in Kalifornien – mehr als deutlich sichtbar ist. Bereits im Jahr 2002 wurde darüber berichtet, dass dem Silicon Valley das Wasser ausgeht, gerade jener Region, welche die Heimat der großen Tech-Giganten (Google, Facebook & co.) ist. Mittlerweile hat sich das Thema dort nicht nur verschärft, sondern ist auch geografisch in den letzten 20 Jahren massiv angestiegen.

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Abbildung: Krimmler Wasserfälle - ein Wahrzeichen des österreichischen Wasser-Reichtums - wie lange noch?

Tesla - Milliardengrab und Umweltbombe der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg

Der Tech-Mogul Elon Musk hat mit seiner nagelneuen, insgesamt 3.038.620 m² großen, Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg nicht nur ein aus der Sicht von Umweltschützern massives „Umweltverbrechen“ in einem wasserreichen Naturschutzgebiet begangen, sondern sich zudem damit ein finanzielles Debakel angetan. Der Kurier spricht von Problemen am laufenden Band und die laut Zeit Online verliert Elon Mask nach eigenen Angaben Milliarden. Auf Wikipedia wird über die Umweltsünden von Tesla sehr verhalten berichtet, sieht die Realität aus einer anderen Perspektive doch viel dramatischer aus, wie es dort den Anschein nimmt. Der ZDF berichtete im März 2021 jedenfalls aus einer viel aussagekräftigeren Art und Weise in Bezug auf die Wassernot-Situation in Deutschland.

Globale Übersicht über die weltweite Wasser-Notstandssituation

Eine sehr gute globale Übersicht über die Entwicklungen auf unser weltweites Trink- und sauberes unbedenkliches Nutzwasser verschafft die 3-teilige Doku-Serie des SWR:

Hat man die globalen Vorboten einmal verinnerlicht und verstanden, was der Mensch in seiner Gesamtheit damit zu tun haben könnte, dann ist es nicht nur lediglich eine Vermutung, sondern eher schon eine sehr wahrscheinliche Prognose, dass es uns in Österreich mit dem Wasser ebenso ergehen wird, wie es jetzt bereits in Deutschland und anderswo schon der Fall ist.

ORF berichtet in der Primetime über die Wasser-Situation in Österreich

Alleine schon der Umstand, dass Österreich’s Mainstream-Sender Nummer 1 in der Primetime darüber berichtet, weist darauf hin, dass anscheinend schon bis zu einem gewissen Grad der Hut brennt. Ist das Thema Wasser wirklich das neue mediale Schreckgespenst nach Covid, Ukraine, Gas und Strom? Anscheinend schon, denn auch hier sind – wie bei allen anderen Schreckgespenstern – wirtschaftliche und politische Interessen im Spiel.

Es liegt in unserem Interesse, die Wasserproblematik grundsätzlich nicht auf politischer Ebene zu behandeln, sondern echte Wasser-Missstände aufzuzeigen und darüber unparteiisch zu informieren.

Wasser ist ein enormer Wirtschaftsfaktor ..

… so formuliert es die ORF TVthek im einleitenden Begleittext der Dokumentation. Aus zahlreichen österreichischen Quellen wird Trinkwasser in das Ausland verkauft. Geschicktes Marketing sorgt dafür, dass ein Kanister österreichisches Wasser zum teuer verkauften Luxusprodukt wird. Doch ist das ethisch vertretbar und was verdient die Republik Österreich am Verkauf unseres Trinkwassers? Dieser Frage geht die Dokumentation ORF Dok 1 vom 14.9.2022 / 20:15 Uhr nach.

Als Beispiel für all jene Personen, die österreichisches Wasser verkaufen, wird die Familie Muhr mit ihrem Unternehmen Hallstein Water (Hallstein Artesian Water), genannt. Aber auch andere Personen in dieser Reportage sind bereits vor drei Jahren in der Berichterstattung von Addendum vorgekommen, insofern ist die Geschichte keineswegs etwas Neues und auch nicht die beteiligten Personen, Gemeinden und Organisationen.

Das gigantische Ausmaß dieses Wirtschafts- und Energiefaktors wird in den heimischen Wasserkraftwerken deutlich sichtbar, hier am Beispiel der Stauseen in Kaprun:

Makabre Geschäftsstrategie mit Vertrieb von österreichischem Wasser nach Amerika

Als äußerst makaber zu bezeichnen ist das Geschäftsmodell, dass österreichisches wertvolles natürliches Trinkwasser aus der Gemeinde Obertraun von Familie Muhr als weltweit bestes „Hallstein Water“ in die USA verkauft wird, und ein in Kalifornien (gerade jene Region, die in Amerika seit mehr als 20 Jahren austrocknet) ansässiges Startup-Unternehmen österreichisches Wasser unter dem Namen „Liquid Death Mountain Water“ – unter dem Motto „From the Alps, not a Lab“  – vertreibt. Auch Der Standard berichtet über Liquid Death im Juli 2022 bereits. Der Standard kritisiert in seinem Bericht zwar einige andere Aspekte des amerikanischen Geschäftsmodels mit „Liquid Death“, arbeitet aber nicht bzw. nur sehr unzureichend die Thematik rund um die Wasserprivatisierung in diesem Zusammenhang auf. Fakt ist, und das ist aus dem Standard-Artikel zu entnehmen, dass auch wieder einmal ein Zusammenhang zu einem Tech-Giganten aus Kalifornien (Netflix) besteht.

Sind die Tech-Giganten aus Kalifornien an einer globalen Wasserproblematik beteiligt?

Colorado River Grand Canyon
Grand Canyon im Südwesten von Nordamerika - Tiefe Schluchten und wenig Wasser im Colorado River

Schön langsam macht sich die Vermutung breit, dass der Silicon Valley mit seinen High-Tech-Giganten einen weit über die Grenzen Kaliforniens hinausgehenden Einfluss auf die globale Wasserverteilung haben könnte. High-Tech benötigt viel Wasser – sehr viel Wasser! Aber auch viele andere Faktoren tragen dazu bei, dass die Menschheit augenscheinlich in eine Trinkwasser-Rezession triftet. Hier sind auch beispielsweise die Big Player der Agrarindustrie zu nennen, sowie Pestizide-Produzenten – speziell aus Europa, die zB nach Brasilien exportieren und Konzerne wie Nestle und Coca Cola, die im großen Stil weltweit Grundwasser entnehmen um dieses in handelsübliche Flaschen abzufüllen und zu verkaufen. Im Falle von Coca Cola tun sich bereits auch in Deutschland immer mehr Kritiken auf, die den Konzern und seine Grundwasser-Entnahmestrategien als äußerst bedrohlich einstufen. Auf dieses Thema wird ebenfalls in der 3-teiligen SWR-Dokuserie eingegangen, genauso wie auf die Wasserknappheit in Arizona und Kalifornien. Der Colorado River wird von Washington quasi schon als Notstandsgebiet ausgezeichnet. Die Wassernutzung aus dem Colorado River soll demnach um 21 Prozent zu Lasten von Arizona sinken.

Der Kampf ums Wasser in Österreich

Neusiedlersee Wasserstand
Abbildung: Wie lange werden diese Segelboote am Neusiedlersee noch schwimmen können? Das Foto zeigt einen noch akzeptablen Wasserstand aus dem Jahr 2010 an.

In der Gemeinde Steinbach am Attersee ist ein regelrechter Kampf um das österreichische Wasser ausgebrochen. Gemeindemitglieder sind massiv gegen die Errichtung einer Mineralwasserabfüllanlage „Sturm gelaufen“. Dies ist ein Beweis dafür, dass es durchaus möglich ist, in der Gemeinschaft gewisse bedrohliche Entwicklungen zu verhindern oder zumindest auszubremsen.

Fakt ist: Wasser wird auch in Österreich immer knapper. Die Meldungen zur großen Trockenheit in Europa überschlagen sich:

und so weiter und so fort …

Wasser zur Energieproduktion versus Grund- und Trinkwasser

Wasser wird künftig bei weiterem zunehmendem Wachstum der Bevölkerung nicht nur vermehrt als Trinkwasser benötigt, sondern auch als Nutzwasser zur Stromerzeugung. Im österreichischem Kaunertal entflammte im Jahr 2022 eine massive Protestwelle vom WWF und anderen Vereinen gegen den TIWAG-Ausbau des Kraftwerk Kaunertal. Der Ausbau des Kraftwerkes sieht eine 120 Meter hohe Staumauer vor. Dadurch wird ein Wasserentzug aus der Region von bis zu 80 Prozent erwartet, was für die Umwelt massive Schäden bedeuten würde. „Die Ableitung der Gletscherflüsse hat fatale ökologische Folgen für die Flüsse und bringt einen dauerhaften Wasserentzug für das gesamte Ötztal. Das ist gerade in Zeiten der Klimakrise völlig kontraproduktiv“, warnt Bettina Urbanek vom WWF Österreich. Aber das ist nur einer von vielen Aspekten, die im Zusammenhang mit dem Ausbau des Kraftwerkes befürchtet werden.

Fortsetzung folgt …