WLTP – was steckt dahinter?

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WLTP steht für „Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure“  und ist das weltweit harmonisierte Testverfahren für leichte Fahrzeuge. Als internationaler Standard zur Messung des Kraftstoffverbrauchs und der Emissionen von Kraftfahrzeugen bieten Testverfahren nach WLTP die Möglichkeit Fahrzeuge miteinander vergleichen zu können. Dieses Testverfahren wurde entwickelt, um genaue und vergleichbare Messungen des Kraftstoffverbrauchs und der Emissionen von Autos in verschiedenen Ländern und Regionen sicherzustellen.

WLTP ersetzt NEFZ

Die WLTP ersetzt nach und nach das ältere New European Driving Cycle (NEFZ) Testverfahren, das als veraltet galt und den realen Fahrbedingungen nicht mehr gerecht wurde. Der Hauptzweck der WLTP besteht darin, möglichst realistischere Testbedingungen für den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen von Fahrzeugen zu schaffen, um Konsumenten und Behörden Informationen zur Verfügung zu stellen, die auf einen Nenner herunter gebrochen worden sind. Zusätzlich soll die Einführung der WLTP die Bemühungen zur Reduzierung der Abgas-Emissionen im Straßenverkehr unterstützen. Obwohl Testverfahren nach WLTP als realitätsnah gelten, ergeben sich oftmals im jeweiligen Praxistest von Fahrzeugen teilweise erhebliche Abweichungen, beispielsweise bei der Reichweite von Elektrofahrzeugen. Es besteht die Gefahr, dass Werte nach WLTP für Marketingzwecke missbraucht werden.

Das WLTP-Testverfahren misst:

  1. Kraftstoffverbrauch: WLTP ermittelt den Kraftstoffverbrauch von Verbrennungsfahrzeugen und den Energieverbrauch von Elektrofahrzeugen, über welchen man die Reichweite nach WLTP ermitteln kann.

  2. CO2-Emissionen: WLTP misst CO2-Emissionen von Fahrzeugen, die bei der Verbrennung von Kraftstoffen entstehen. Dies ist wichtig, um die Einhaltung von Auflagen sicherzustellen.

  3. Schadstoffemissionen: Neben CO2 werden auch andere Schadstoffemissionen gemessen. Dies trägt dazu bei, die Luftqualität zu bewerten und die Einhaltung der Abgasnormen sicherzustellen.

  4. Leistungsparameter: WLTP ermittelt auch Leistungsparameter wie die Motorleistung, das Drehmoment und die Höchstgeschwindigkeit des jeweilig getesteten Fahrzeugs.

  5. Lade- und Entladezyklen, sowie die Reichweite (für Elektrofahrzeuge): Für Elektrofahrzeuge wird der Lade- und Entladezyklus gemessen, um die Reichweite und die Ladeeffizienz unter verschiedenen Bedingungen zu bewerten.

  6. Geräuschpegel: WLTP misst den Geräuschpegel des Fahrzeugs während des Fahrens, um Informationen über den Lärmkomfort zu liefern.

  7. Rollwiderstand und Aerodynamik: Die Testverfahren bewerten auch den Rollwiderstand der Reifen und die aerodynamischen Eigenschaften des Fahrzeugs, da diese Faktoren den Kraftstoffverbrauch beeinflussen.

WLTP-Testverfahren

WLTP-Testverfahren umfassen eine breite Palette von Fahrbedingungen, einschließlich unterschiedlicher Geschwindigkeiten, Beschleunigungen, Temperaturen und Fahrzeugoptionen. Dies führt zu realistischeren Ergebnissen, im Vergleich zu NEFZ, die den tatsächlichen Fahrsituationen etwas näher kommen. Die ermittelten WLTP-Werte werden oft auf offiziellen Verkaufsunterlagen für Autos angegeben, um den Verbrauchern Informationen über den erwarteten Kraftstoffverbrauch und die Emissionen zur Verfügung zu stellen. Dies ermöglicht es den Verbrauchern, Fahrzeuge besser miteinander zu vergleichen und Entscheidungen zu treffen.

Standardisierte WLTP-Testbedingungen und Normen

Die Reichweite von Elektrofahrzeugen nach dem WLTP-Testverfahren wird unter standardisierten Bedingungen ermittelt, um die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Fahrzeugen zu gewährleisten, so viel wissen wir bereitsw. Die Testbedingungen sind in der Regel, wie folgt:

  1. Außen-Temperatur: Die Tests finden bei einer Temperatur von 23 °C statt. Dies ist eine angenehme Durchschnittstemperatur, die weder extrem kalt noch extrem heiß ist und gelten im Allgemeinen als Idealwert.

  2. Geschwindigkeit: Durch die vier Fahrphasen der Testzyklen wird eine Mischung aus niedrigeren und höheren Geschwindigkeiten bei den Testfahrten angewendet. Der WLTP-Testzyklus enthält Abschnitte für den Stadtverkehr, Überlandfahrten und Autobahnfahrten. Die genauen Geschwindigkeiten variieren je nach Zyklus. Eine praxisnahe Durschnittsgeschwindigkeit von 47 km/h ist das Resultat.

  3. Zuladung: Das Testfahrzeug wird ohne zusätzliche Zuladung getestet, um konsistente Ergebnisse zu erzielen. Die Zuladung kann die Reichweite eines Elektrofahrzeugs beeinflussen, aber WLTP verwendet standardisierte Testbedingungen, um Vergleichbarkeit sicherzustellen.

  4. Klimaanlage und Heizung: Die Klimaanlage oder Heizung kann die Reichweite eines Elektrofahrzeugs erheblich beeinflussen. Im WLTP-Testzyklus werden sie ausgeschaltet, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Dies bedeutet, dass die angegebene Reichweite für den Fall gilt, dass die Klimatisierung nicht aktiviert ist. In der Realität wird die tatsächliche Reichweite in Abhängigkeit von der Nutzung der Klimaanlage oder Heizung variieren.

Aufgrund dieser Erkenntnis ist es wichtig zu beachten, dass die Reichweite nach WLTP als reiner Richtwert dient und die tatsächliche Reichweite deutlich abweichen kann.

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Die vier Fahrphasen des WLTP-Testzyklus

Der WLTP-Testzyklus umfasst vier verschiedene Fahrphasen, die unterschiedliche Geschwindigkeitsbereiche abdecken und somit die Rahmenbedingungen für den Teststandard bieten:

  1. Niedrige Geschwindigkeit: Diese Phase repräsentiert den Stadtverkehr und umfasst Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h. Hier werden typische Situationen wie Anfahren, Stop-and-Go-Verkehr und niedrige Geschwindigkeiten in urbanen Gebieten simuliert.

  2. Mittlere Geschwindigkeit: In dieser Phase werden Geschwindigkeiten zwischen 60 und 90 km/h erreicht. Dies entspricht dem Überlandverkehr und enthält Abschnitte mit gleichmäßigeren Geschwindigkeiten.

  3. Hohe Geschwindigkeit: Hier werden Geschwindigkeiten zwischen 90 und 120 km/h erreicht, was Autobahnfahrten simuliert.

  4. Extra Hohe Geschwindigkeit: Diese Phase ist optional und wird nur für Fahrzeuge mit sehr hohen Geschwindigkeitskapazitäten verwendet. Sie umfasst Geschwindigkeiten von 120 bis 131 km/h.

Die Gesamtreichweite eines Elektrofahrzeugs nach dem WLTP-Testverfahren wird durch das Durchlaufen dieser verschiedenen Fahrphasen ermittelt, wobei jeweils die entsprechenden Geschwindigkeitsbereiche abgedeckt werden. Dies ermöglicht eine realistischere Schätzung der Fahrzeugreichweite unter verschiedenen Bedingungen und Geschwindigkeiten im Vergleich zum älteren NEFZ-Testverfahren, das weniger vielfältige Geschwindigkeitsprofile aufwies.

WLTP-Testbedingungen

Der WLTP-Test wird in einer Prüfkammer durchgeführt, nicht im realen Straßenverkehr. Dies ist auf der einen Seite problematisch, da die ermittelten Werte vom realen Geschehen gezwungenermaßen abweichen. Andererseits ist dies erforderlich, damit alle Fahrzeuge unter den gleichen „Labor-„Bedingungen nach diesem Standard getestet werden können.

  • Die Temperatur in der Prüfkammer liegt bei 23° C
  • Die Streckenlänge beträgt 23 km
  • Ein Test-Zyklus dauert 30 Minuten
  • Dieser Test-Zyklus setzt sich aus den zuvor genannten vier Phasen zusammen
  • Die gesamte Zyklus-Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 47 km/h
  • Der Standzeitanteil beträgt insgesamt 13 %
  • Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 131 km/h
  • Die Schaltpunkte (Gangwahl) werden für jedes Fahrzeug vorab individuell berechnet
  • Das geteste Fahrzeug verfügt über keine zusätzliche Zuladung
  • Klimaanlage und Heizung sind nicht eingeschaltet

Fazit

Die Reichweite nach WLTP kann als guter Vergleich zwischen unterschiedlichen Fahrzeugen herangezogen werden, aber ist als Verkaufsargument für die vermeintlich hohe Reichweite von Elektrofahrzeugen ungeeignet.

Als Beispiel dafür kann das Tesla Model S mit einer Reichweite von 634 Kilometern nach WLTP genannt werden. Jenes Elektroauto hat im auto motor sport-Test eine getestete Reichweite von nur 258 Kilometern zustande gebracht, und das bei realistischen Bedingungen (120 km/h bei 13 Grad Außentemperatur).